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„Die Balance zwischen kurzfristigem Erfolg und nachhaltiger Ausrichtung finden“

FREITAG, 18. FEBRUAR 2022

Pünktlich zu Beginn des Saison-Endspurts haben wir mit Cheftrainer Uwe Krupp gesprochen. Im Interview erzählt er u.a. über die sportliche Ausrichtung, Prozesse bei der Kaderplanung und das „Kooperations-Dreieck“.

Uwe, in der Olympia-Pause hast Du einen langfristigen Vertrag beim KEC unterschrieben. Was bedeutet dir die Verlängerung?

Erstmal möchte ich mich für das Vertrauen bedanken. Es ist eine Ehre für mich in Köln zu arbeiten. Meine Kölner Wurzeln geben der Aufgabe hier eine persönliche Note, da ich natürlich einen besonderen Bezug zu dem Verein habe, mit dem ich aufgewachsen bin.

Trotz und vielleicht sogar wegen den Herausforderungen der letzten zwei Jahre, sehe ich uns als Verein gefestigt. Wir mussten in dieser Zeit einige Hürden überwinden, aber haben es gemeinsam geschafft unseren Standort während dieser turbulenten Zeit zu erhalten. Ich freue mich jetzt wieder auf die Zeit mit unseren Fans und Zuschauern in der LANXESS Arena und einer Rückkehr zu normalen Abläufen mit etwas mehr Planungssicherheit.

Es ist ein ständiger Prozess, der in aller Regel nicht linear verläuft.

Wir haben einen klaren Plan formuliert, bei dem wirtschaftliche und sportliche Entwicklung „Hand in Hand“ gehen. Wie konkret kannst Du die sportliche Ausrichtung beschreiben?

Spielerische Konstanz folgt einer gewissen Stabilität im Umfeld und da müssen wir ansetzen. Unser Plan ist es, den Charakter unseres Spiels Schritt für Schritt zu festigen. Wir haben diese Saison schon zeitweise das Eishockey gezeigt, das wir spielen wollen. Wir wollen eine lauf- und kampfstarke Mannschaft aufs Eis stellen, die mit Dampf spielt. Leider sind wir dann nach einem soliden Start von unberechenbaren Faktoren ausgebremst worden. Aber die Richtung, in die es geht, ist erkennbar.

Mittel- und langfristig wird es darum gehen, die Mannschaft so weiterzuentwickeln und zusammen zu stellen, dass sie die Anforderungen an Geschwindigkeit, taktischer Disziplin, Einsatzbereitschaft, Spielstärke und Charakter bestmöglichst erfüllt. Das liest sich natürlich erstmal gut, ist in der Realität aber eine sehr schwierige Aufgabe. Es geht weiter darum, Rollen in unserer Mannschaft zu definieren und Spieler zu finden oder zu entwickeln, die diese Rollen gut ausfüllen können. Es ist ein ständiger Prozess, der in aller Regel nicht linear verläuft. Wie entwickelt sich ein junger Spieler? Welche Spieler z.B. auf dem Markt der deutschen Spieler, sind tatsächlich in unserem Budgetrahmen verfügbar? Das sind wichtige Fragen, die wir täglich stellen. Alles folgt der Idee, das Team besser zu machen – in den nächsten Jahren, aber auch schon heute oder morgen.

Wie sieht der Prozess bei der Kaderplanung aus?

Kurzfristig geht es um unsere Handlungsfähigkeit. Welche Verträge laufen aus? Welche Spieler können uns helfen, den nächsten Schritt zu gehen und in welchen Bereichen brauchen wir neue Impulse, um unsere sportlichen Ziele zu erreichen? Diese Faktoren werden dann mit dem vorgegebenen Spielerbudget abgestimmt und mit dieser Grundlage gehen wir in die Kaderplanung. Bei den Entscheidungen arbeitet der gesamte Trainerstab der Profiabteilung mit Matthias Baldys als Leiter Hockey Operations und der Geschäftsführung eng zusammen. Bei diesen Prozessen ist es wesentlich, sowohl die aktuelle, als auch die nächste, aber auch die übernächste Saison im Blick zu haben.

Der Fokus liegt aktuell natürlich auf der jetzigen Saison. Dennoch die Frage: Welche Stellschrauben sind für Dich die bedeutendsten für die nächste Saison?

Tatsächlich bin ich kein großer Freund davon von der nächsten Saison zu sprechen, während die jetzige noch gespielt wird. Fakt ist, dass der frühe Ausfall von Jonas Holos während unserer Vorbereitungsphase im August, im Grunde nicht zu kompensieren war. Diese Position spielt eine wichtige Rolle in der Kaderplanung und stabilisiert unsere Abwehr. Insgesamt haben wir bereits ein paar interne Entscheidungen getroffen. Ich verstehe sehr gut, dass viele Fans wissen wollen, wer bleibt, wer geht und wer kommt. Aber auch hier wollen wir mit aller Klarheit agieren. Wir wollen immer danach entscheiden, was uns beim KEC hilft, erfolgreicher zu sein. Wenn zu vermuten ist, dass Meldungen zu Personalentscheidungen den Fokus verändern, den wir dringend benötigen, warten wir sehr bewusst damit.

Wer sich mit guten Leistungen für die nächste Leistungsstufe empfiehlt, bekommt spätestens aus der DEL2 heraus die Chance bei uns im Training einzusteigen.

In den vergangenen Jahren haben junge Spieler, wie Luis Üffing, Julian Chrobot oder Jan Luca Sennhenn, den Sprung in die Profi-Mannschaft geschafft. Wie funktioniert das Nachwuchssystem?

Die Kölner Haie haben sich in den vergangenen Jahren für junge Spieler zu einer außerordentlich guten Adresse entwickelt. Der Plan für diese Spieler sieht vor, dass sie gegen Ende ihrer Nachwuchskarriere an einem Spielbetrieb teilnehmen, der ihrer individuellen Entwicklungsstufe angepasst ist. Wer sich mit guten Leistungen für die nächste Leistungsstufe empfiehlt, bekommt spätestens aus der DEL2 heraus die Chance bei uns im Training einzusteigen. Julian, Luis und Jan Luca sind seit einigen Jahren ein Teil des Kooperations-Dreiecks zwischen den Junghaien, unserem DEL2-Partner Bad Nauheim und der Profiabteilung der Kölner Haie. Dieses Programm hat sich trotz Pandemie stetig entwickelt und wir werden auch in den nächsten Jahren sicherlich wieder einige junge Spieler aus dem Kölner Nachwuchsbereich bei uns einbauen.

Das Ganze ist aber kein Selbstzweck. Entscheidend ist auch, wie sich jeder Einzelne entwickelt und welches Potential wir in ihm sehen. Es ist unsere Aufgabe, eine gute Balance zwischen kurzfristigem Erfolg, den wir alle wollen, und nachhaltiger Ausrichtung zu finden. Das ist eine sehr große Herausforderung.

Jetzt geht es in den Saisonendspurt. Was erwartest du am Freitagabend gegen München?

Wir konnten jetzt zwei Wochen lang trainieren und in der letzten Woche waren, abgesehen von den Olympia-Teilnehmern, alle wieder dabei. Die Jungs waren fokussiert, mit der nötigen Portion Lockerheit und insgesamt einer guten Spannung in der Truppe.

Ich erwarte ein intensives und läuferisch anspruchsvolles Spiel. Beide Mannschaften sind aktiv, machen viel Druck und stören früh. München hat diese Woche schon gespielt und ich gehe davon aus, dass sie etwas eher im Spielmodus sind als wir. Für uns wird es wichtig sein, schnell und entschlossen die Zweikämpfe anzunehmen und von Beginn an bereit zu sein mit hohem Tempo zu spielen.