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Unvergessliches Erlebnis! Aber bittere Niederlage

SAMSTAG, 12. JANUAR 2019
City Press GmbH

Das DEL Wintergame 2019 hat für einen Eishockeynachmittag mit Emotionen, Bildern und Erlebnissen gesorgt, die für eine komplette Saison reichen würden. Neben einer ärgerlichen 2:3 Overtime-Niederlage gegen die DEG, stehen am Ende vor allem Gänsehautmomenten en masse und ein Zuschauerrekord. 47.011 Fans waren ins RheinEnergieSTADION gekommen – Rekord für ein Haie-Heimspiel.

Der geschichtsträchtige Tag in und am Stadion begann für den ein oder anderen schon sportlich. Zum einen war da das bunte Programm auf den Vorwiesen inklusive einiger Gladiatorenkämpfe. Zum anderen waren da aber auch die Haie-Fans, die sich so sehr auf das Spiel freuten, dass beim Öffnen der Tore beinah ein kleiner Wettlauf um die besten Plätze in den Stehblöcken entstand.

Danach dominierte im RheinEnergieSTADION zunächst ein Bild, bzw. genau genommen waren es Tausende Bilder. Es war nämlich kaum ein Zuschauer zu sehen, der nicht sein Smartphone zückte und Fotos machte. Und was für die Fans galt, galt auch für die Vertreter der Presse, die ehrenamtlichen Helfer, den Staff und die Spieler beider Clubs. Alle Beteiligten waren von der atemberaubenden Kulisse einfach beeindruckt.

Einen ersten Vorgeschmack auf das große Derby gab es schon gut zwei Stunden vor dem ersten Bully und zwar beim Legendenspiel. Angeführt wurden die beiden Mannschaften von den jeweils wohl verdientesten Spielern in der Vereinsgeschichte. Mirko Lüdemann auf Seiten der Haie und Daniel Kreutzer bei der DEG. Und die Haie-Legenden boten den Fans genau, dass was sie erwarteten. Nach Rückstand drehten die Alt-Haie auf und so auch das Spiel. Jörg Mayr, Mirko Lüdemann und Dave McLlwain (2x) sorgten für ein standesgemäßes 4:1. Es zeigte sich also, dass das Legenden-Trainer-Duo der Haie bestehend aus Udo Kießling und Herbert Hohenberger ihr Team perfekt vorbereitet hatten.

Das Programm im RheinEnergieSTADION hatte es aber wirklich in sich. Die Legenden beider Clubs hatten das Eis noch nicht einmal verlassen, da sorgten die Kölsch-Rocker Brings schon für das nächste Highlight. Und so sangen Brings Hallelujah, während Chris Rogles, Lüdemann und Co. mit der Haie-Südkurve die Welle machten. Besonders laut wurde es natürlich als Brings dann die Torhymne des KEC Live performte. „Kölsche Jung“ halte es durch Müngersdorf. Fast im fliegenden Wechsel mit den Haie Legenden kam dann die Deutsche Para-Hockey Nationalmannschaft. Trainiert von Ex-Haie Andreas Pokorny wollte das Team vor allem die eigene Sportart auf großer Bühne präsentieren. Pokorny zeigte sich begeistert, dass die Haie diese große Bühne möglich machten.

Und welchen Unterschied in Sachen Lautstärke die LANXESS arena und das RheinEnergieSTADION machen zeigte sich dann erstmals beim Warm-Up als die KEC-Profis lautstark empfangen wurden. Ein erster Vorgeschmack also auf das größte Eishockeyspiel in der Kölner Sportgeschichte. Circa eine halbe Stunde später überschlugen sich dann die Ereignisse. Während die Mannschaften – jeweils ausgerüstet mit ihrem extra WINTER GAME-Trikots – durch ein Römer-Spalier aufs Eis kamen, sorgten die Haie-Fans mit einem ganz besonderen Gänsehautmoment.

Das Haie-Fanprojekt und diverse Fanclubs hatten eine Monster-Choreo in der Südkurve vorbereitet. Über den Unter- und Oberrang wurde eine Figur halb Römer, halb Haie-Goalie gezeigt. Das ganze umrahmt von schwarzen, roten und weißen Fahnen und dem goldenen Schriftzug CCAA. Darunter: „Schon mehr als 2000 Jahre Ruhm und Ehre für Colonia. Eine wahrlich beeindruckende Erscheinung, die niemanden im Stadion kalt lassen konnte.

Als das Eishockeyspektakel dann begann, hätte der Start aus Kölner Sicher kaum schlechter laufen können. Mit dem ersten Torschuss der Partie überlistete ausgerechnet der Ex-Hai Philip Gogulla Gustaf Wesslau am kurzen Pfosten und erzielte die frühe Führung (1.). In der Folge zeigten sich die Haie aber weder vom Rückstand noch von der ausordentlichen Kulisse beeindruckt. Die Mannschaft von Peter Draisaitl spielte offensiv druckvoll, fand allerdings nur wenige Lücken in einer massiven DEG-Defensive. Corey Potter gab den ersten nennenswerten Torschuss der Haie ab (8.). Auch ohne Kölner Großchancen wurde den 47.011 Eishockey Fans klar, die Haie wollten hier das Spiel machen und ausgleichen. Einen weiteren guten Versuch hatte Ryan Jones mit einem verdeckten Schuss kurz vor der Drittelsirene (20.).

Die Unterstützung der Haie-Fans sollte auch im Mittelabschnitt wieder überragend sein. Daran sollten erst gar keine Zweifel aufkommen und so zündete die Südkurve etliche Konfetti-Kanonen vor dem zweiten Drittel. Die Spieler, die gerade zurück aufs Eis gekommen waren staunten nicht schlecht, ob dieses beeindruckenden Bilds. Dennoch waren es zunächst die Düsseldorfer, die besser aus der Kabine kamen und etwas zielstrebiger agierten. Und so rückte auch Gustaf Wesslau vermehrt in den Fokus. In der 22. Minute war er gegen den einschussbereiten Calle Ridderwall zur Stelle und später dann auch gegen Leon Niederberger (30.). Beim Schuss von Alex Barta an die Latte war der Schwede dann im Glück (33.). Nur eine Minute später war Wesslau dann aber machtlos. Wieder fand sein ehemaliger Teamkollege Philip Gogulla eine Lücke – diesmal bei Düsseldorfer Überzahl (34.). Die Haie versuchten umgehend zu antworten – Uvira verpasste die Scheibe aber um Haaresbreite im Slot.

Im Schlussdrittel zeigten die Haie dann ihr wahres Gesicht und kamen deutlich kämpferischer zurück aufs Eis. Dadurch entwickelte sich automatisch auch ein deutlich schnelleres, intensiveres und hochklassigeres Spiel. Rok Ticar war es, der mit einem Rückhandschuss zur Aufholjagd bließ. Die Scheibe ging jedoch knapp am langen Pfosten vorbei, nur wenige Sekunden später verfehlte Sebastian Uvira aus dem Gewühl (43.). Zwei Minuten später war es dann so weit. Die vielen Tausend Haie-Fans durften endlich jubeln. Bei einem Konter des KEC kam Jason Akeson zum Schuss, den Colby Genoway in die Maschen abfälschte – nur noch 1:2 (45.). Lucas Dumont hatte kurz darauf bei einer Doppelchance den Ausgleich auf der Kelle, Mathias Niederberger im DEG-Tor parierte jedoch zweimal (48.). Als die Zeit langsam knapp wurde und die Haie bereits einen sechsten Feldspieler aufs Eis geschickt hatten, fiel der erlösende Ausgleich. Felix Schütz war es, der den Abpraller nach einem Sulzer-Schuss nur noch ein einschieben musste (59.). Müngersdorf bebte.

Mit dem Momentum auf Seiten der Haie ging es also in die Overtime, wo die Haie auch direkt die besseren Torchancen hatten. Frederik Tiffels mit einem Schuss von rechts und Sebastian Uvira im eins gegen eins scheiterten beide an Mathias Niederberger (62.). Und so kam es wie es kommen musste. Düsseldorf nutzte in Person von John Henrion die erste echte Möglichkeit direkt eiskalt aus (63.).

So groß die Enttäuschung und der Frust kurz nach der Niederlage waren – schon bald wich das Gefühl auch einem gewissen Stolz Teil dieses einmaligen Eishockeyevents gewesen zu sein. Ein Eishockeyspektakel, das mit einem stimmungsvollen Feuerwerk im Innenrnaum des Stadions abgerundet wurde. Die Haie-Profis verfolgten das Feuerwerk gemeinsam mit den Fans und gingen danach noch in die Südkurve, um sich direkt und persönlich für die Unterstützung zu bedanken.

Ein Dank lag auch Haie-Coach Peter Draisaitl zunächst auf dem Herzen: „Ich bin ehrlich, ich kann mir gar nicht vorstellen wie viel Arbeit in dieses Event gesteckt wurde. Wir sind alle einfach nur dankbar, dass wir Teil davon sein durften. Danke an alle Organisatoren und Helfer.“ Beim Blick auf die Partie hatte Draisaitl gemischte Gefühle: „Wir sind natürlich froh, dass wir das Comeback geschafft haben und wir hatten das Spiel in der Overtime sogar noch gewinnen können. Aber mit den ersten 40 Minuten können wir wirklich nicht zufrieden sein. Das war deutlich weniger als wir leisten können.“