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Neuer Anlauf der Haie - Kapitän wieder an Bord

DIENSTAG, 20. SEPTEMBER 2005

Von Paul Mitzka


Die Kölner Eis-Haie gehen – im ersten Jahr nach dem NHL-Lockout – wieder als einer der Favoriten in den Kampf um die Meisterschale 2006. Neben einigen gezielten Veränderungen (Nationalkeeper Oliver Jonas, Nationalverteidiger Lasse Kopitz, Ex-NHL Stürmer Iwan Ciernik, sowie einige entwicklungsfähige Nachwuchsspieler) im Team, stimmt aber auch die Rückkehr von Brad Schlegel recht positiv.


Dieser im Sternzeichen des Löwen (22.07.68) in Kanada, genauer gesagt im Bundesstaat Ontario, noch präziser in Kitchener geborene Blueliner kann auf eine sehr lange und ereignisreiche Karriere zurückblicken. Doch am 24. Oktober 2004 im Spiel gegen die Adler Mannheim wurde diese durch eine harte Attacke plötzlich unterbrochen. Der verteidigende „Captain“ der Haie erlitt einen Kreuzbandriss im rechten Knie. Für viele würde eine solche Verletzung das Ende der Profilaufbahn bedeuten, aber nicht für Brad Schlegel.  Um die Mannschaft nicht in der entscheidenden Phase der Spielzeit im Stich zu lassen, wagte der doppelte olympische Silbermedaillengewinner (`92 & `94) sein Comeback – doch es war wohl zu früh und so musste der Rechtsschütze immer noch viel am Knie und Geduld an seiner erneuten „Rückkehr“ arbeiten.


Doch alles der Reihe nach: Brad Schlegel war sehr schnell, wie viele seiner Landsleute, diesem tollen Sport erlegen. Schon in frühem Alter tummelte er sich mit seinen Freunden auf sogenannten „Outdoor Rinks“. Später landete der beinharte Defenceman bei den London Knights in der Ontario Hockey League. Auch die National Hockey League war auf ihn aufmerksam geworden und so drafteten die Washington Capital 1988 den jungen Kanadier in der 7. Runde an 144. Stelle. Doch bevor Brad Schlegel ´91 in der NHL zum Einsatz kam, konnte er sein Können im „Team Canada“ unter Beweis stellen. In vier Jahren absolvierte  der smarte Verteidiger 260 Partien für sein Heimatland und erzielte dabei stolze 21 Tore sowie 87 Vorlagen. Nun bekam er Gelegenheit in der höchsten amerikanischen Liga bei den Capitals zu agieren. In 3 Jahren brachte er es in 55 NHL-Einsätzen (26 Spiele für  die Flames) auf 10 Punkte – die meiste Zeit aber spielte er in den Farmteams bei den Baltimore Skipjacks (Wash) & Saint John Flames (Cal). Zum großen Glück für das deutsche Eishockey sah der ambitionierte Defender nun eine bessere Perspektive in einem Wechsel nach Europa. Er landete mit großem Erfolg in der DEL bei Hannover (26; 1,16=17), wählte aber den VSV Villach für 5 Jahre als seinen Arbeitgeber. Neben seinem Glück im Spiel  (241 Sp; 34/145=179 Pkte) fand der Gastarbeiter Schlegel in der Alpenrepublik auch sein großes privates Glück – Heidi, und bald darauf Tochter Naomi. Im neuen Jahrtausend kam der 32 jährige nach Schwenningen zu den Wild Wings, um nach nur einem Jahr dem Ruf der Kölner Haie zu folgen. Von Jahr zu Jahr steigerte er dort seine Zahl der Skorerpunkte. Die Kölner „29“ begann die Saison 2004/05 als Mannschaftskapitän und hatte in 12 Spielen schon 10 Punkte (2,8) auf seinem Konto, als ihn sein Knie nach einer Attacke eines Gegenspielers aus der Erfolgsspur warf. „Natürlich war es zuerst ziemlich frustrierend, wenn du an der Bande stehst und nichts machen kannst. Aber in allem sollte man nur das Positive sehen! In meinem Fall heißt das: Glücklicherweise hatte mich das Verletzungspech bisher eher verschont – okay, mal eine kleinere Blessur hier, mal da, aber länger als 4, 5 Spiele musste ich nie pausieren. Ich bin froh, diese Verletzung nicht schon zu Beginn meiner aktiven Zeit erlitten zu haben!“ So zeigte er sich immer sehr optimistisch, was sein Comeback betraf. Es gab hier keine Frage ob er zurückkommt – die Frage lautete lediglich: „wann?“ „Es ist sehr motivierend, wenn man die Fortschritte sehen kann – das hatte mir doch sehr geholfen! Ich werde kämpfen und hoffentlich wieder viel Freude an diesem Sport haben!“ – dann am 09/09/05 war es endlich soweit. Die endlos erscheinende Zeit der Rehabilitation, des Zuschauens, des Wartens war vorbei! An der Seite des defensivstarken Paul Traynor lief der Rekonvaleszent das erste Mal in einem Meisterschaftsspiel wieder auf das Eis – es war ein Comeback, wie es besser nicht hätte enden können: der „Rückkehrer“  macht seine Aufgabe sehr ordentlich und sein erstes Match wird, trotz zwischenzeitlichen 0-2 Rückstandes, mit 3-2 gewonnen. „Natürlich spüre auch ich, dass mir noch Spielpraxis fehlt – aber es wird von Spiel zu Spiel besser werden!“