Zum Inhalt springen

Moritz Müller gründet Plattform, um lokale Unternehmen zu unterstützen

SAMSTAG, 04. APRIL 2020
City-Press / Grafik: Moritz Müller
  • Mit der von ihm initiierten Plattform localoos.de will der Haie-Kapitän lokale Händler in Zeiten der Pandemie unterstützen

Der Shutdown durch die Coronakrise betrifft natürlich auch den Alltag der Haie-Profis. Kapitän Moritz Müller hat die Zeit genutzt, um eine Non-Profit-Plattform zu gründen, auf der lokale Anbieter ihre Waren und Dienstleistungen anbieten können. Wir haben mit ihm über dieses ebenso spannende wie sinnvolle Projekt gesprochen.

Mo, du hast die letzten Wochen genutzt, um eine gemeinnützige Verkaufsplattform zu entwickeln. Was verbirgt sich hinter localoos.de?
Moritz Müller:
 „Kurz gesagt bieten wir kleinen Unternehmen aus der Region auf diesem Portal die Möglichkeit, sich und ihre Produkte möglichen Kunden zu präsentieren – und das Ganze kostenlos. Wir hoffen in Zeiten der Coronakrise so zumindest einen kleinen Beitrag leisten zu können, der zum Erhalt dieser Geschäfte beiträgt.“

An wen genau richtet sich Euer Angebot?
„Ich habe das Gefühl, dass in der Corona-Krise vor allem die kleineren Läden und Unternehmen vor großen Problemen stehen. Das sind letztlich aber genau die Geschäfte, die mir am Herzen liegen: Ob das kleine Café um die Ecke, der Blumenladen oder der Handwerksbetrieb – das sind für mich schützenswerte Läden, die ganz besonders für die Vielfalt im Veedel stehen. Genau für diese Unternehmerinnen und Unternehmer ist localoos.de gedacht.“

Wer kann noch alles seine Produkte bei localoos präsentieren?
„Alle, die sich mit unseren Werten identifizieren – und das prüfen wir im Vorfeld sehr genau. Das können kleinere und größere Unternehmen aus der Region sein, die hier produzieren und so für lokale Vielfalt sorgen.“

Ist die Plattform auch der Versuch, das Einkaufsverhalten der Konsumenten zu verändern?
„Sagen wir mal so: Ich möchte auch ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man nicht einfach gedankenlos konsumiert. Unser Verhalten hat immer eine direkte Wirkung. Und wenn wir in der Krise nur noch über Amazon & Co. einkaufen, weil die Geschäfte im Veedel geschlossen haben, werden die großen Konzerne die lokalen Anbieter weiter verdrängen.“

Gab es einen konkreten Auslöser für dich, jetzt aktiv zu werden?
„Ja, diese Pandemie mit all ihren negativen Auswirkungen auf das öffentliche Leben war die Initialzündung. Als ich dann den emotionalen Aufruf von Bäckermeister Bosselmann in Hannover gesehen habe, wollte ich auch für diejenigen etwas tun, die nicht diese mediale Reichweite haben, aber vielleicht mit ganz ähnlichen Problemen kämpfen.“

Wie hast du es denn geschafft, das Projekt so schnell umzusetzen?
„Ich hab’ ja jetzt Zeit (lacht). Aber vor allem habe ich fünf motivierte Mitstreiter gefunden, die mit mir gemeinsam das Portal entwickelt und technisch umgesetzt haben, sodass wir jetzt online gehen und so ganz konkrete Hilfe anbieten können.“

Wie war denn bislang das Feedback auf diese Form der Eigeninitiative?
„Sehr positiv! Ich glaube, es gibt genug Menschen die gerne helfen wollen. Das spüre ich auch in den vielen Gesprächen, die ich in den letzten Tagen am Telefon geführt habe. Aber viele wissen nicht genau, wie sie das anstellen sollen. Auf localoos.de können wir versuchen, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, indem wir Anbieter und Konsumenten zusammenbringen.“

Du hast auch den KEC mit ins Boot genommen…
„Die Haie sind von der ersten Stunde an mit dabei und haben mir sofort ihre Unterstützung zugesagt. So wurde uns unter anderem das Netzwerk der Partner und Sponsoren zugänglich gemacht. Ich kann auch schon verraten, dass ein großer Haie-Sponsor auch sofort reagiert hat.“

Inwiefern?
„Toyota hat uns spontan für die kommenden drei Monate sechs Vans zur Verfügung gestellt, für die sie auch die laufenden Kosten wie Versicherung und Steuern übernehmen. So können wir auch die Unternehmer unterstützen, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, ihre Waren auszuliefern. Das finde ich klasse. Genau diese Art von Unterstützung suchen wir und sie ist aus meiner Sicht auch ein ganz wichtiges Signal.“

Ist die Plattform dein Beitrag, in diesen Zeiten Solidarität zu zeigen?
„Ja, ich sehe da auch bei uns Spielern eine soziale Verantwortung: Die Unternehmen aus der Region zahlen letztlich durch ihr Sponsoring auch einen Teil unserer Gehälter. Wenn es denen – wie jetzt durch den Shutdown unverschuldet – schlecht geht, sehe ich es als selbstverständlich an, sie im Rahmen meiner Möglichkeiten zu unterstützen.“

Eignet sich die Plattform für dich künftig auch als Geschäftsmodell – neben dem Eishockey?
„Für den Moment ist es ein reines Non-Profit-Projekt, aber die Vision irgendwann einen regionalen Handel aufzubauen, habe ich schon. Zunächst stecken wir da einiges an Geld und Zeit rein. Aber das ist auch in Ordnung so. Anders ist ein wohltätiges Projekt wie dieses auch nicht zu stemmen.