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Interview mit KEC-Geschäftsführer Jan Broer

DIENSTAG, 28. FEBRUAR 2012

Herr Broer, wie bewerten Sie als Haie-Geschäftsführer die aktuelle sportliche Lage beim KEC?


„Natürlich ist die Situation sehr schwierig und das Ziel Playoff-Teilnahme in Gefahr, aber weder lamentieren noch rumrechnen hilft jetzt. Wir schauen auf das heutige Spiel. Ich bin sicher, dass die Mannschaft die nötige Bissigkeit aufs Eis bringen wird, um das Spiel gewinnen zu können. Wir wissen, dass Berlin der Favorit ist, aber der Sportsgeist verbietet es mir, zu pessimistisch an die kommenden Aufgaben ran zu gehen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie intakt ist. Ich weiß, dass das Team selbst am meisten enttäuscht darüber ist, wie die letzten Spiele gelaufen sind. Wir bleiben positiv.“


Würde das Verpassen der Playoffs wirtschaftlichen Schaden anrichten?


„Mir missfällt der Gedanke, mich damit auseinander zu setzen, da ich weiter an die Playoffs glaube. Wäre das nicht so, wäre ich fehl am Platz. Es wäre aber natürlich als Geschäftsführer fahrlässig, sich nicht damit zu beschäftigen. Wir haben bereits vor der Saison gesagt, dass wir sportlich zwar mit den Playoffs rechnen, sie wirtschaftlich aber nicht mit einplanen – sprich: Die Einnahmen aus einer Endrunde sind im Budgetplan nicht enthalten.“


Der Dauerkartenverkauf hat begonnen und für viele hitzige Diskussionen geführt. Können Sie das nachvollziehen?


„Ja, denn wir reden hier nicht von einer Versicherungspolice oder einem Telefonanschluss, den man kündigt oder der sich automatisch verlängert, sondern von der Haie-Dauerkarte. Das ist für die allermeisten Fans eine echte Herzenssache. Diese Diskussionen verfolgen wir sehr intensiv und nehmen die Gedanken und die Kritik der Fans sehr ernst. Fans mit Dauerkarte sind unsere Basis. Nicht nur wirtschaftlich bilden sie einen wichtigen Eckpfeiler des Clubs, sie sind das Blut in den Haie-Adern. Dennoch ist es mir wichtig, ein paar Fakten zu erklären bzw. richtig zu stellen, denn es wurde bei mancher Diskussion der Eindruck erweckt, als hätten wir in der größten sportlichen Krise der Saison nichts Besseres zu tun, als genau zu diesem Zeitpunkt – also jetzt – die Preise der Dauerkarten zu erhöhen. Und das stimmt nicht. Wir haben die neuen Dauerkartenpreise vor ziemlich genau einem Jahr bekannt gegeben. Es wurde erhöht, weil auch die Playoffs wieder im Preis mit drin waren. Es gab dazu aber einen Frühbucherrabatt, der bis Mitte April letzten Jahres galt und dann auch ganz offiziell beendet wurde. Die aktuellen Preise, die auch einige Fans so bezahlt haben, gelten somit seit ca. zehn Monaten, also auch schon weit vor der aktuellen Saison.


Dennoch kommt das bei vielen nicht so an?


„Auch das verstehe ich, da ja viele jetzt auch tatsächlich eine Erhöhung spüren und die Enttäuschung über die jüngsten Ergebnisse verständlicherweise Wirkung hinterlässt. Im Schnitt lag die Erhöhung vor dieser Saison bei rund € 30,- pro Dauerkarte, auf die Saison gerechnet somit bei gut einem Euro pro Spiel. Jeder, der diese Zahlen liest, wird anerkennen müssen, dass das im Rahmen liegt.“


Der Preis scheint auch nicht das erste Thema zu sein …


„Natürlich hätten wir uns gerne ein paar Siege gewünscht, um mit Schwung in den Dauerkartenverkauf zu gehen. So sieht das nach extrem ungünstigem Timing aus. Dazu muss man aber wissen, dass die Einnahmen von Dauerkarten in der finanziellen Planung fest verankert sind. Sie sind lange vorher geplant. Und sie sind sehr wichtig im Hinblick auf eine Kaderplanung zur neuen Saison. So banal es klingen mag: Wenn ich zu dieser Zeit eben sportlich in der Krise stecke, kommt das immer negativ rüber. Es wird kaum einer widersprechen, dass die Diskussion vor vier Wochen und auf Tabellenplatz acht oder sieben eine andere gewesen wären. Aber wenn ich wirtschaftlich seriös arbeiten will, kann ich nicht auf Ergebnisse am Wochenende spekulieren. Natürlich hatten wir gehofft, dass wir in den Tagen der Veröffentlichung Straubing aus der Halle fegen. War aber nicht so. Soll ich dann spontan die Dauerkartenpreise senken und eine langfristig wirtschaftliche Schieflage riskieren?


Es gibt Fans, die die Attraktivität der Dauerkarte bemängeln …


„Jeder muss für sich entscheiden, ob die Dauerkarte das Beste für ihn ist. Wie gesagt, für viele Fans geht es nicht um Zahlen, Vorzüge oder Rabatte – es geht um Emotionen: Einmal Hai, immer Hai. Die nüchternen Fakten sprechen immer für die Dauerkarte. Nimmt man die letzte Saison als Grundlage, bezahlt ein Fan mit Dauerkarte bei 28 Spielen im Schnitt 20 davon, in manchen Kategorien bekommt man im Vergleich zur regulären Einzelkarte sogar 13 Spiele geschenkt.“


12 Heimspiele finden bzw. fanden in dieser Saison an einem Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag statt. Das wird besser?!


„Ja, der Rahmenterminplan für die neue Saison steht. Die Anzahl der Wochenspiele wird in der Jubiläumssaison des KEC geringer sein. Eine genaue Zahl gibt es aber noch nicht. Nach aktuellem Stand wird es um die Hälfte reduziert.“


Seit dem Umzug in die Arena 1998 sind Freikartenaktionen als Marketing-Instrument genutzt worden, um neue Fans zu gewinnen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?


„Wir sind uns bestimmt alle einig, dass ein Haie-Spiel vor voller Kulisse in der Regel ein schöneres Erlebnis ist, als vor leeren Rängen. Aktionen mit Freikartenkontingenten muss man mit Augenmaß durchführen. Wir binden Aktionen immer an bestimmte Gruppen, so hat die Einladung für Erstsemesterstudenten eine lange Tradition. Wir merken, dass diese Aktion auch wirklich neue Fans zum KEC bringt. Dann haben wir Taxifahrer, die für uns werben, eingeladen. Zudem gab es die Derby-Wette. Das war eine Sache, die gut funktioniert, viel Spaß und PR-Wert gebracht hat. Diese Aktionen wollen wir auch in der nächsten Saison machen. Wir haben in dieser Spielzeit aber auch einige Dinge probiert, die wir sicherlich nicht noch einmal machen.“


Vielen Dank für das Gespräch.


Am 7. März sind Geschäftsführer Jan Broer, Cheftrainer Uwe Krupp und Pressesprecher Philipp Walter ab 19 Uhr zu Gast beim offenen Fan-Stammtisch des Fanprojekts in der KEC-Sportsbar, um sich den Fragen der Haie-Fans zu stellen.