Seit der Saison 2021/2022 bieten wir eine professionelle Blindenreportage in der LANXESS arena an. Im Februar 2022 fand die erste Übertragung als Kick-Off der Aktion erfolgreich statt und wurde so gut angenommen, dass sie bis heute wichtiger Bestandteil in unserer Berichterstattung ist. Das von unserem Hauptsponsor Toyota unterstütze Projekt integriert eine hochwertige Audiodeskription bei Live-Events und schafft so blinden und sehgeschädigten Menschen Zugang zu Angeboten aus Sport und Kultur in Köln. Einer von ihnen ist Jörg, der uns in einem kurzweiligen Gespräch verrät, was für ihn die Blindenreportage so einzigartig macht.
Lieber Jörg, danke, dass du dir Zeit für das Gespräch nimmst. Erklär uns doch zu Beginn bitte direkt mal, wie du auf unsere Blindenreportage aufmerksam geworden bist.
„Sehr gerne. Danke auch an euch, dass ihr dieses wichtige Thema platziert. Ich habe von der Blindenreportage über die Homepage der Haie erfahren. Nachdem ich es mir mithilfe eines Screen Readers durchgelesen hatte, wusste ich, dass das etwas für mich ist.“
Warst du vor dem ersten Besuch bei der Blindenreportage schon mal bei einem Haie-Heimspiel?
„Selbstredend! Schon als Kind war ich mit meinem Vater oft zu den Spielen in der Lentstrae. Ich bin erst vor 15 Jahren erblindet, vorher war ich natürlich auch schon oft und gerne in der LANXESS Arena bei den Haien.“
Kannst du erläutern, wie die Blindenreportage dein Stadionerlebnis verändert hat?
„Am besten kann ich das, indem ich einen direkten Vergleich ziehe. Ich erinnere mich, dass ich nach meiner Erblindung in der Arena bei einem Spiel war, dieses aber ohne Blindenreportage verfolgt habe, weil es diese damals noch nicht gab. Da habe ich von der Partie und dem Geschehen auf dem Eis kaum etwas mitbekommen, ich musste meine Begleitperson alles fragen. Das hat nicht nur mir, sondern auch meiner Begleitperson viel vom Spielerlebnis genommen…“
…was sich durch die Blindenreportage geändert hat?
„Genau. Als ich das erste Mal ein Spiel mit der Blindenreportage verfolgt habe, war das ein himmelweiter Unterschied. Ich konnte dem Spielverlauf folgen, habe mitbekommen, was auf dem Eis passiert und sogar der Sharky Dance ist nicht an mir vorbeigegangen. Mit anderen Worten: Die Reportage ist sehr detailliert und an die Bedürfnisse von sehbehinderten Menschen angepasst, was ein absoluter Gewinn für uns ist.“
Wie unterscheidet sich ein Haie-Heimspiel im Vergleich zu anderen Sportveranstaltungen, die du besuchst?
„Das kann ich gar nicht so wirklich beurteilen, weil mich auer Eishockey und den Haien eigentlich kein Sport interessiert (lacht). Andere Sportarten habe ich daher weder sehend noch mit einer Blindenreportage verfolgt.“
Nimm uns mal mit – wie läuft ein Heimspiel für dich ab?
„Ich komme mit meiner Begleitperson in der Halle an und begebe mich in die Loge der Blindenreporter. An meinem Platz erhalte ich den Audioempfänger. Nach einem kurzen Audiocheck und nach der geliebten Haie-Hymne beginnt die Audiodeskription.“
Hört sich so an, als würde sich das Team der Blindenreportage wirklich um alles kümmern.
„Das Reporterteam ist klasse, es empfängt mich immer sehr freundlich, in den Drittelpausen ist Zeit für unser „kleines Fachsimpeln“ und nach dem Spiel freuen wir uns schon auf das nächste Wiedersehen. Durch den direkten und nahbaren Austausch können wir auch immer direktes Feedback geben, was sehr wertvoll ist. Da hilft es, dass die Reporter immer in greifbarer Nähe sind.“
Was macht ein Haie-Heimspiel mit der Blindenreportage für dich besonders?
„Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, mit dabei zu sein. Das ist für mich ein wenig Abstand vom oft stressigen Alltag. Und – ich habe total das Gefühl, ein Teil der groen Haie-Familie zu sein. Da macht meine Sehbehinderung einfach keinen Unterschied.“
Zum Abschluss: Was genau lässt dich eintauchen in das Spiel?
„Durch das Team der Blindenreporter bin ich wieder zum „aktiven“ live Haie-Fan geworden. Die schnellen und präzisen Spielbeschreibungen, die Infos rund um das Spiel und auch so manche Statistik lassen mich ganz nah am Spiel und an den Shifts sein. Daher lautet mein Motto nicht nur: ‚wir atmen Eishockey‘, sondern ‚ich höre Eishockey‘.“
Vielen Dank für das Gespräch!
