Zum Inhalt springen

„Das ist nur in einem gesunden Mannschaftsgefüge möglich“

MITTWOCH, 11. JANUAR 2023
Thuresson, Kammerer, Aubry: Sorgen immer wieder für Gefahr vor dem gegnerischen Kasten. (Foto: City-Press GmbH)

Mit aktuell 20 Toren ist Maximilian Kammerer der zweitgefährlichste Torjäger der PENNY DEL. Trotz seiner guten Form bleibt der 26-Jährige auf dem Boden und verrät im Gespräch, dass das nicht allein seine Leistung, sondern vielmehr die der ganzen Mannschaft sei. Im vergangenen Heimspiel gegen Augsburg schaffte es Maxi, innerhalb von nur 22 Sekunden gleich zwei Tore zu schießen. Für ihn allerdings nichts Neues, wie ein Blick in die Geschichtsbücher verrät.

Maxi, 22 Sekunden können sehr schnell vorbeigehen. Zum Beispiel schon beim Stellen der ersten Frage. Ist es Dir in Deiner Karriere vorher schon mal gelungen, so schnell innerhalb kürzester Zeit doppelt zu knipsen?

Ich habe damals im Trikot der DEG in Nürnberg innerhalb von 14 Sekunden zwei Tore gemacht, das war im November 2016, ist also fast sechs Jahre her. Da ging’s eigentlich vom Bully weg direkt wieder Richtung Tor. Damals ging das Spiel leider verloren.

Was man von unserem Spiel gegen Augsburg ja nicht behaupten kann.

Zum Glück. Ich glaube schon, dass der Doppelpack brutal wichtig war, weil wir ja hinten lagen und dann innerhalb kürzester Zeit gesehen haben, dass es funktioniert. Der Sieg tat gut und das Gefühl nach dem Doppelpack war jetzt auch nicht das Schlechteste.

Gibt’s etwas, was Du sonst noch sehr schnell kannst?

Ich schlafe extrem schnell ein, da habe ich wenig Probleme mit.

Blicken wir aufs Sportliche: Mit 20 Treffern stehst du aktuell auf Platz zwei der Torschützenliste der PENNY DEL – gibt’s ein Erfolgsrezept?

Da verweise ich gerne auf meine Reihe und generell meine Kollegen. Unsere Reihe versteht sich sehr gut, wir lassen die Scheibe gut laufen, kreieren immer wieder Chancen in der Offensive und spielen auf einem konstanten Niveau. Ich glaube, dass da wenig Spiele dabei sind, in denen von uns nicht doch immer wieder Gefahr ausgeht. Das Zusammenspiel mit Andreas Thuresson und Louis-Marc Aubry funktioniert einfach und macht brutal Spaß. Für alle drei läuft es richtig gut, wobei das natürlich auch nur in einem gesunden Mannschaftsgefüge möglich ist. Das ist bei uns der Fall.

Ihr drei seid unter den Top-11 Scorern der PENNY-DEL.

„Thure“ ist ein sehr gefährlicher Torjäger, der einen unfassbar guten Schuss hat, zudem eine gute Übersicht besitzt und die Scheibe immer wieder behaupten kann. Louis-Marc gewinnt extrem viele Scheiben, arbeitet intensiv für die Mannschaft und schafft es als Mittelstürmer immer wieder, die Kollegen auf außen einzusetzen. Davon profitiere ich natürlich. Ich glaube, jeder von uns ist torgefährlich, sich aber auch nicht zu schade, den besser postierten Mitspieler anzuspielen. Das 1:1-Ausgleichstor im Outdoor Game gegen Augsburg kann da gerne als Beispiel genommen werden, den legt Louis-Marc perfekt rüber.

Wenn Du Dir eine Eigenschaft Deiner beiden Kollegen aussuchen könntest, welche wäre das?

Beide sind extrem stark im Zweikampf und nicht so leicht vom Puck zu trennen – da bin ich ihnen vielleicht ein Stück weit hinterher. Das mache ich dann aber mit anderen Qualitäten wett (lacht).

Doppeltorschütze zuletzt gegen Augsburg: Maxi Kammerer. (Foto: City-Press GmbH)

Gut zwei Drittel der Spielzeit sind vorbei, gerade die kommende Phase mit vielen Auswärtsspielen wird intensiv. Wie geht ihr die nächsten Wochen an?

Wir wollen jedes Spiel gewinnen, egal ob heim oder auswärts. Zuhause haben wir als Team immer einen Vorteil, weil die Fans uns pushen und wir auch dadurch schon viele Punkte im Haifischbecken sammeln konnten. Auswärts müssen wir aber auch punkten, es geht nun in eine der wichtigsten Phasen der Saison, da geht’s um jeden einzelnen Zähler. Wir müssen weiter unsere besten Spiele abliefern – ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass wir auch in dieser Spielzeit auswärts richtig gute Spiele abgeliefert haben. Daran müssen wir anknüpfen. Einige Jungs kommen zeitnah wieder zurück. Dass der Kader dadurch wieder größer wird, tut uns allen gut.

Du bist nun schon Deine zweite Saison beim KEC. Wie fällt der Vergleich aus, wenn Du die aktuelle Saison miteinbeziehst?

Ich denke, dass wir im Sommer nochmal einen weiteren Schritt gegangen sind und uns an einigen Positionen verbessert haben. Es ist wichtig, jedes Jahr an ein paar Stellschrauben zu drehen und zu schauen, was besser gemacht werden kann. Auch jetzt konnten wir mit einigen Entscheidungen schon wieder gute Weichen für die kommende Saison legen – es entsteht nach und nach ein Kern. Das ist ein Prozess und wird uns immer begleiten. Wir haben nicht nur eine Truppe mit viel spielerischem Potenzial, sondern verstehen uns auch außerhalb des Eis sehr gut. Das ist extrem wichtig.  

Mit Rang acht liegen wir derzeit auf Pre-Playoff-Kurs, halten Anschluss nach oben, dürfen aber auch den Blick nach unten nicht vernachlässigen. Wie bewertest Du die aktuelle Situation?

Es ist brutal eng – gewinnen wir zwei Spiele, gehen wir in der Tabelle nach oben. Verlieren wir zwei Partien, rutscht du eventuell nach unten. Das macht die Liga aus meiner Sicht aber so reizvoll. Jede Mannschaft kann jede Mannschaft besiegen. Da gilt es, immer sein bestes Eishockey abzurufen und vor allen Dingen konstant zu punkten. Von daher werden die kommenden Wochen sehr wichtig – wir wollen so viele Punkte wie möglich holen, um uns direkt für die Playoffs zu qualifizieren. Aus meiner Sicht gehören wir als Haie auch dahin. Die Qualität dazu haben wir, wir müssen es aber auch aufs Eis bringen.

Lass uns nochmal ein wenig auf dich als Privatmensch schauen.

Sehr gerne.

Was viele wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass Du in Deiner Jugend auch ein sehr guter Fußballer warst. Warum hast Du Dich trotz der Möglichkeit, den Fußball zu forcieren, für Eishockey entschieden?

Um beim Fußball die nächsten Schritte gehen zu können, hätte ich damals als Jugendlicher nach München aufs Internat ziehen müssen. Ich hätte dementsprechend von zuhause wegziehen und meine Freunde – gerade die aus dem Eishockey – allesamt verlassen müssen. Mit der Fortsetzung des Eishockeys wäre es dann wahrscheinlich auch schwierig geworden, weil beides nicht so leicht unter einen Hut zu kriegen war. In dem Alter wollte ich dem Eishockey, meinen Freunden und auch der Schule treu bleiben, weswegen ich Eishockey an Eins gestellt habe. Ich habe beides sehr gerne gemacht, aber Eishockey dann doch immer mit dem Tick mehr Freude und Leidenschaft. Die Entscheidung habe ich noch zu keinem Zeitpunkt bereut, da es ja alles ganz gut aufgegangen ist (lacht).

Verbindet mit Fußball eine Menge: Maxi Kammerer (2.v.l.) vor dem DEL WINTER GAME im RheinEnergieSTADION. (Foto: City-Press GmbH)

Und hier und da kannst du dann ja doch noch von deinen Fertigkeiten im Fußball profitieren.

Eben. Im Sommer spielen wir nach dem Training auf dem Eis oft Fußball, da bin ich nicht der Schlechteste. Auch beim Pre-Warm-Up, wo wir mit den Jungs oft solang es geht den Ball in der Luft halten, würde ich mich zum oberen Drittel zählen.

Dein Lieblingsteam im deutschen Fußball ist…

…der FC Bayern München.

Du warst zwischen 2018 und 2019 für ein Jahr in der AHL beim US-amerikanischen Team Hershey Bears im Einsatz – wie wichtig war die Auslandserfahrung für Deinen weiteren Werdegang?

Ich durfte ein anderes Land, eine andere Kultur und eine Nicht-Muttersprache intensivieren. Es ist sportlich sicherlich nicht so gelaufen, wie ich es mir im Vorfeld erhofft hatte, aber ich würde es trotzdem sofort wiedermachen. Das Jahr hat mich einen guten Schritt nach vorne gebracht. Ich bin reifer und auch erwachsener geworden. Da es im Vorfeld dieser Zeit eigentlich immer nur konstant nach oben ging, war es für mich auch mal wichtig zu erfahren, wie es ist, wenn es weniger läuft. Dass hilft mir als Spieler gerade dann, wenn es mal ein paar Spiele nicht so hinhaut, wie ich es mir wünsche. Von daher möchte ich diese Erfahrung in keinem Fall missen.

Dein Vater war ebenfalls aktiver Profi und zuletzt auch Trainer – ist er Dein größter Kritiker?

Wir haben nach jedem Spiel einen Austausch, wobei wir auch unabhängig von Spieltagen täglich telefonieren. Das tue ich mit meiner Mutter auch. Wenn mein Vater ein paar Sachen sieht, dann sagt er mir das, aber er weiß natürlich auch, dass ich mittlerweile alt genug bin und Dinge gut reflektieren kann. Trotzdem ist er immer da, wenn ich ihn um Rat frage, weil er einfach viel Ahnung von Eishockey hat – das schätze ich sehr.

Aktuell hat er allerdings nicht so viel zu meckern, schließlich spielst du die bisher erfolgreichste Spielzeit Deiner Karriere, wenn man auf die Punkte schaut. Was sind Deine kurzfristigen Ziele?

Gesund zu bleiben und der Mannschaft so gut es geht zu helfen. Wenn’s wir als gesamtes Team weiter so hart arbeiten und zusammenhalten, dann haben wir gute Chancen, uns für die Playoffs zu qualifizieren. Und Playoffs sind dann einfach Playoffs. 

Danke, Maxi!