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"Aufmerksamkeit für die jungen Spieler" - Interview mit Rich Chernomaz

FREITAG, 05. OKTOBER 2001

Seit Saisonbeginn arbeitet Rich Chernomaz als zweiter Mann hinter Cheftrainer Lance Nethery – Neuland für den 38-jährigen Kanadier aus Selkirk in der Provinz Manitoba, der zuvor allerdings zwei Jahre als Headcoach bei den Wild Wings in Schwenningen wirkte. Im Schwarzwald hatte Chernomaz zuvor vier Spielzeiten als Stürmer auf dem Eis gestanden, um dann nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn gleich die Trainerrolle zu übernehmen. Der mit Sandi verheiratete Rich (Tochter Kaitlyn ist 15, Sohn Ryan vier Jahre alt) absolvierte auch 51 Spiele in der NHL (die meisten für die New Jersey Devils), doch den Großteil seiner Profizeit in Amerika verbrachte Chernomaz bei Klubs in den Minor Leagues.


Rich Chernomaz, wie sieht Ihre Bilanz der ersten Wochen bei den Haien aus?
CHERNOMAZ: „Mir gefällt es hier hervorragend, auch wenn die ersten Spiele in der Liga sicher nicht wie gewünscht waren, was vielleicht auch daran gelegen haben mag, dass es bei uns in der Vorbereitung fast schon zu gut lief. Natürlich, wir haben viele neue Spieler, die müssen erst zu einer Einheit finden, aber ich finde, zuletzt ist es von Spiel zu Spiel besser geworden.“


Wie sehen Sie Ihre persönliche Rolle?
CHERNOMAZ: „Bei den Spielen coache ich die Abwehr, während sich Lance mehr um die Stürmer kümmert. Ich denke, wir bilden ein gutes Team, denn wir stimmen in den meisten Eishockeydingen weitgehend überein. Meine wesentliche Aufgabe besteht auch darin, die vielen jungen Spieler weiter zu bringen, ihnen auch Aufmerksamkeit über das reine Training hinaus zu schenken.“


Wo steht das Haie-Team?
CHERNOMAZ: „Selbstverständlich ist noch viel zu tun, denn es dürfte wohl jedem klar sein, dass wir nicht das talentierteste Team der Liga haben – natürlich sind die Mannheimer individuell stärker besetzt. Aber wir müssen das eben durch andere Qualitäten auszugleichen versuchen, so vor allem durch mannschaftliche Geschlossenheit.“


Wo sind Stärken, wo die Schwächen?
CHERNOMAZ: „Um mit den Fehlern zu beginnen: am Anfang waren wir viel zu nervös, mental nicht ganz auf der Höhe. Das Powerplay war nicht effizient genug, mit vielen Schüssen, aber viel zu wenig Toren. Auch die Kommunikation auf dem Eis muss besser werden, was nichts mit der Sprache zu tun hat. In Ordnung war meist das Unterzahlspiel, auch der Einsatz ist okay und in der Kabine stimmt es.“


Köln und Schwenningen – wie beurteilen Sie die Unterschiede?
CHERNOMAZ: „Natürlich ist der Druck hier bei den Haien wesentlich größer, mir ist klar, was die Medien in einer Großstadt wollen, obwohl ich keine Zeitungen lese. Aber auch in Schwenningen wurden mehr Siege verlangt als letztlich möglich waren. Ich fühle mich hier auch genauso in der Verantwortung, auch wenn Lance Nethery vorne steht.“


Noch ein Wort zu den Capitals?
CHERNOMAZ: „Es haben ja schon die letzten Auswärtsspiele der Berliner gezeigt, wie ernst man dieses Team nehmen muss. Ich kenne Gunnar Leidborg als einen hervorragenden Trainer, der gute Arbeit geleistet hat, obwohl die Caps die Saison praktisch ohne richtiges Training begonnen haben.“