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Murdoch vor Ablösung nach Kölns Play-off-K.o.

MONTAG, 24. MÄRZ 1997

An der Stätte des siebten Meisterschaftstriumphes von vor zwei Jahren erlebten die Kölner Haie das größte sportliche Debakel in der Vereinsgeschichte. „Die Kölner haben ein bißchen wenig gemacht, wenn man bedenkt, daß es für sie um alles ging. Und mit Strafzeiten allein kann man ein Spiel nicht gewinnen“, kommentierte Bayern Münchens Fußballstar Mario Basler die völlig verdiente 1:3-Pleite des Kölner Renommierteams beim entfesselt aufspielenden EV Landshut.

Die als Vorrundensiebter sensationell ins Halbfinale eingezogenen Niederbayern fordern ab Dienstag den Vorrundenersten Mannheimer Adler heraus. „Wir wollen noch weiter kommen“, erklärte EVL-Trainer Wayne Fleming. Im zweiten Vorschlußrundenduell stehen sich die Kassel Huskies und die Berliner Eisbären gegenüber.

Während Fleming als Nachfolger des erfolglosen Timo Sutinen zum „Vater“ des Erfolges avancierte, steht sein kanadischer Landsmann und Kölner Kollege Bob Murdoch vor der Ablösung. „Ich habe noch einen laufenden Vertrag. Ich weiß, daß mich einige Pressevertreter lieber heute als morgen loswerden möchten“, erklärte der 50jährige zu seiner Zukunft am Rhein.

Gegen ein weiteres Engagement des ehemaligen Meistercoaches – am 9. April 1995 holten die „Haie“ unter Murdoch in Landshut durch ein 4:0 im fünften Play-off-Finale den Titel – sprechen allerdings der Zustand und die Verfassung der Kölner in der entscheidenden Meisterschaftsphase. Mit der von den Namen her besten und mit einem Jahresetat von 11,5 Millionen Mark auch teuersten Kölner Mannschaft aller Zeiten wurde am Ende ein sportlicher Offenbarungseid geleistet.

Fehlende Fitneß, Grüppchenbildung unter den Spielern und Verunsicherung durch Personalentscheidungen des Trainers führten zum Knockout. So erwies sich das Wechselspiel auf der Position des Schlußmannes zwischen Nationaltorhüter Joseph „Peppi“ Heiß und Jim Hrivnak als Bumerang für Murdoch. „Peppi war in der Nationalmannschaft immer überragend, deswegen hat mich seine Reservistenrolle in Köln sehr überrascht. Und so stark war Hrivnak meiner Meinung nach nicht“, äußerte Erich Kühnhackl, der Assistent von Bundestrainer George Kingston.

„Wir wollen die Europaliga gewinnen und Deutscher Meister werden“, hatte Murdoch vor Saisonbeginn getönt. Mehr als die vollmundigen Ankündigungen hatten die „Haie“ und Murdoch nicht zu bieten. Schon nach der Vorrunde der Europaliga waren die Kölner ausgeschieden, der erste Rang in der Meisterrunde und das damit verbundene erneute Startrecht in der Europaligasaison 1997/98 wurde trotz eines zwischenzeitlichen Sechs-Punkte-Vorsprungs auf Mannheim verspielt.

Murdoch gelang es nicht, aus seiner „Uno-Truppe“ eine Mannschaft zu formen. Hochgelobte ehemalige NHL-Profis wie Patrik Carnbäck, Tomas Forslund und Joe Cirella kamen offenbar nur zum Abkassieren nach Köln. Neben Murdoch wird wahrscheinlich auch ein Großteil der ausländischen Cracks gehen müssen.

„Köln hat eine gute Saison gespielt, aber leider nicht in den Play-offs“, kommentierte Kingston, „für einen Eishockey-Profi ist aber das Abschneiden den Play-offs entscheidend. Mannschaften wie Landshut, Kassel oder Augsburg haben sich kontinuierlich gesteigert. Teams wie Köln oder die Berlin Capitals haben zwischenzeitlich super gespielt, konnten aber in den Play-offs nichts zusetzen.“